Es sind oft diese kleinen Begegnungen, die länger nachhalten und an die man sich noch in Jahren mit einem Schmunzeln erinnern möchte. Bei unserer Wandertour auf den Gipfel des Berges Stupid in Dalmatien sind wir Ante Peric begegnet. Ante Peric ist ein äußerst drahtiger, nicht allzu groß gewachsener Mann, der in bescheidenen Verhältnissen auf seinem Anwesen lebt. Der Weg zum Gipfel geht dabei mehr oder weniger durch seinen Garten, der neben dem fast schon zu erwartenden Blütenmeer, auch reichlich viele Rosmarinbüsche zählt. Keine Ahnung, ob Herr Peric zu allen, die vorbeimarschieren so freundlich ist wie zu uns. Bei uns war er es jedenfalls. Besser gesagt zu der Besten aller Hälften, meiner Frau Iris. Diese beschenkte er sofort mit einem Büschel Rosmarin, den er eilig abriss. Ich war fast etwas eifersüchtig, da er es wie ein schüchterner Bub tat, der der Nachbarstochter einen Blumenstrauß überreicht.
Ante Peric hat ein interessantes Leben geführt. Im Jahre 1936 zog er nach Australien und verbrachte ganze fünf Jahre in Down Under. In dieser Zeit hat er nicht nur Englisch gelernt, sondern gleich noch einen neuen Namen erhalten. Da die Ausis den Namen Ante Peric nicht aussprechen konnten, nannten sie ihn kurzerhand einfach Toni. Australische Logik halt. Toni, pardon Ante ist stolz auf seine Reise. So stolz, dass er dies in einer großen Steinplatte für alle Wanderer sichtbar gemeißelt hat.
Wenn ich an einen Gott glauben würde, wäre ich mir sicher, dass Ante Perec zu den Menschen gehört, die nach einem erfüllten und langen Leben in den Himmel kommen. Und zwar schnurstracks und ohne Umwege.
Mit Sicherheit kann ich das natürlich nicht sagen, da mir nur ein Wimpernschlag seines Lebens bekannt ist. Vielleicht war Toni ja auch ein Schlitzohr und ein Hallodri, zuzutrauen wäre es ihm. Und wenn, dann war er garantiert ein liebenswertes Schlitzohr und ein Hallodri, dem niemand allzu arg grämen konnte.
Sollte es am Ende seiner Tage für den Einzug ins Himmelreich eng werden und die guten und weniger guten Taten nochmals zur Auszählung gelangen, dann könnte vielleicht das Büschel Rosmarin, den er meiner Frau so spontan als Geschenk überreichte, den Ausschlag geben. Wäre doch schön.