Fünfzig Jahre wurde unser Gustav dieses Jahr. Gustav ist unser Wohnwagen, immer in Familienbesitz und über viele Jahre unser mobiles Heim auf Reisen. Nachdem unser Sohn anfing eigene Reisepläne zu schmieden und die Beste aller Hälften und ich auch Ziele ansteuerten, die mit einem Wohnwagen nur recht umständlich erreichbar sind, stand er einige Jahre ungenutzt und fast vergessen herum. Gustav war jedoch viel zu schade, um still vor sich hin zu gammeln. Wir verbinden viel zu viele Erinnerungen an ihn, um Gustav der Verrottung preiszugeben. Gustav wird, besser wurde renoviert und technisch auf Vordermann gebracht. Erst einmal ein paar technische Daten:
Hersteller: Gustav Gross Feriela
Typenname: Großglockner
Baujahr: 1967
Länge: 5,85 m
Breite: 1,98 m
Zulässiges Gesamtgewicht: 1000 kg
Die fünfzig Jahre sah man Gustav an. Das Blechkleid verwittert, die Inneneinrichtung abgewohnt und die Technik (Wasser, Gas usw.) am Ende. Ansonsten von der Substanz völlig OK. In den 60er Jahren hat man noch anders gebaut. Die Materialien waren hochwertiger und solider. Kein Vergleich zu modernen Wohnwagen. Da ist oft der Prospekt das Wertigste. Es bedurfte jedoch ein wenig Fantasie, um die wahren Werte von Gustav zu erkennen. Andere hätten ihn wahrscheinlich einfach abgefackelt.
Die erste Überlegung bei einer Oldtimer-Renovierung: Wiederherstellung in den Originalzustand oder Renovierung mit moderner Technik. Wir entschieden uns für die zweite Variante. Die alte Technik, wie Herd, Spüle oder Wasserversorgung waren einfach nicht mehr zeitgemäß und teilweise defekt. Und was die Gasanlage betrifft, auch etwas gefährlich. Die Vorstellung einer gasbetriebenen Innenraumbeleuchtung ist leicht suizidal.
Also: die Retro-Optik so weit wie möglich erhalten, Neuteile – falls möglich – optisch passend verbauen und die Technik auf den neuesten Stand bringen.
Der erste Schritt war klar – erst einmal alles raus, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Wie gesagt: Die Substanz war in Ordnung, nur die Wände waren zahllos durchlöchert. Etliche Hacken, Kabel und seltsame Hilfskonstruktionen verunstalteten die Wände. Einfach abschrauben war zu wenig. Wir entschlossen uns, die Wände und Türchen komplett abzuschleifen, die Löcher zu spachteln und anschließend alles zu streichen. Beim Farbkonzept orientierten wir uns an die sechziger Jahre. Die Decke war überwiegend unverbastelt und durfte so bleiben. Das helle Holz der Decke findet sich jetzt auch bei der Küchenarbeitsplatte, der Tischplatte und einigen anderen Möbelteilen wieder.
Die Gasanlage wurde komplett ersetzt und wird nun mit 30 mbar betrieben. Die alten Wasserschläuche selbstverständlich gegen neue ersetzt. Aus den alten Schläuchen würde ich nicht mal eine Kuh trinken lassen. Ein 70 Liter Wassertank mit Befüllung von Außen und ein 12V/220V Boiler sorgen für ausreichend kaltes und warmes Wasser im Küchen- und Badebereich. Die elektrische Anlage wurde etwas umfänglicher. Neben einer 220V Anlage wurde parallel eine 12V Stromversorgung mit einer 120 Ah Gel-Batterie verbaut. Geladen wird die Batterie entweder über den „Landstrom“ durch ein Netzgerät oder über ein Solarpanel. Wir möchten mit unserem Gustav möglichst autark sein, um uns (falls möglich) auch außerhalb von Campingplätzen aufhalten zu können. Die verbauten Geräte und Materialien werde ich nach und nach einzeln vorstellen. Viele Sachen haben sich bewährt, einige Dinge hätten wir uns durchaus sparen können.
Die Außenhülle wollten wir zuerst selbst streichen oder rollen. Irgendwann war es jedoch klar, das das nichts Gescheites wird und Gustav einfach eine professionelle Lackierung verdient. Man steckt nicht so viel Blut, Schweiß und Tränen in ein Projekt, um das Ganze mit einer Kleckerarbeit zu versauen. Das Abschleifen und Abkleben übernahmen wir, die eigentliche Lackierarbeit ein Profi. Durch die Eigenleistung konnten die Kosten deutlich gesengt werden und das Resultat ist der Wahnsinn.
Die Aufzählung aller nötigen Arbeiten würde jeden Rahmen sprengen – es war eine Sauarbeit, die jedoch (meist) Spaß gemacht hat. Wir gingen sicherlich nicht blauäugig an die Sache, jedoch waren einige Arbeiten vorab nicht erkennbar, viele Dinge waren reine Sonderanfertigungen, die mächtig Zeit fraßen.